Als Resilienz bezeichnet man die innere Widerstandskraft, die Fähigkeit, mit schwierigen Umständen klar zu kommen. Die Resilienz wird entscheidend dadurch bestimmt, wie unser autonomes Nervensystem auf schwierige Lebenssituationen reagiert. Die Frage ist: wie kann man Resilienz entwickeln bzw. steigern, von welchen Faktoren ist das abhängig und wie kann man sie beeinflussen.
Seit einigen Jahren ist der Begriff Burnout in aller Munde. Burnout ist keine exakte medizinische Diagnose, sondern eine Bezeichnung für die Symptome bei lang anhaltendem chronischen Stress und chronischer Überlastung.
Stress entsteht, wenn wir uns durch etwas bedroht bzw. überfordert fühlen. Stress ist nicht etwas, was von außen über uns hereinbricht, sondern Stress entsteht als individuelle Reaktion unseres Nervensystems auf ein äußeres Geschehen. Was der eine als stressig erlebt, ist für den anderen kein Problem. Stress ist ein uralter Überlebensmechanismus, der vom Stammhirn, dem ältesten Teil unseres Gehirns und vom autonomen Nervensystem gesteuert wird. Das autonome Nervensystem ist dem Willen nicht zugänglich. Um auf unsere Stressreaktionen Einfluss zu nehmen, müssen wir mit dem Körper arbeiten. Die Gehirnforschung sagt uns: unser Gehirn ist grundsätzlich zeitlebens veränderbar (Plastizität des Gehirns).
Der amerikanische Forscher Stephen Porges hat mit seiner polyvagalen Theorie ein sehr anschauliches Erklärungsmodell des autonomen Nervensystems und für Resilienz vorgelegt. Unser Nervensystem reagiert auf Umweltreize mit entsprechenden Anpassungsreaktionen. Es kommt dabei nicht darauf an, wie eine Situation objektiv ist. Entscheidend ist vielmehr, wie unser Nervensystem die Situation subjektiv wahrnimmt. Porges nennt das Neurozeption. Je nachdem, ob das Nervensystem eine Situation als sicher, bedrohlich oder lebensgefährlich einschätzt, wird der entsprechende Teil des Nervensystems aktiviert und entsprechende Anpassungsreaktionen ausgelöst.
Für uns ist also die entscheidende Frage: wie können wir das Nervensystem in die Lage versetzen, bei Herausforderungen länger und stabiler in einem Gefühl von Sicherheit zu bleiben und die alten, starren, defensiven Grundhaltungen allmählich loszulassen. Entwicklungsgeschichtlich ist die älteste Antwort von komplexen Lebewesen wie höheren Tieren und Menschen auf bedrohliche Situationen, die sich mit Flucht oder Kampf nicht lösen lassen, zu erstarren. Das von Porges sogenannte dorsale Vagussystem reagiert auf solche Bedrohungen mit Immobilisierung (Schockstarre). In bestimmten, meist lebensbedrohlichen Situationen kann das helfen, zu überleben. Häufig bemerken wir milde Formen von Erstarren und Herunterfahren unserer Lebendigkeit gar nicht mehr.
In überwältigenden, lebensgefährlichen Situationen sind dieses Erstarren eine sehr wichtige biologische Fähigkeit, unsere älteste Überlebensreaktion. Wird es aufgrund geringer Resilienz allerdings chronisch, so schränkt es unsere Lebendigkeit ganz erheblich ein und macht uns krank, weil ein enormer Teil unserer Lebensenergie wie eingefroren ist und für das Leben nicht zur Verfügung steht.
Porges hat herausgefunden, dass es möglich ist, das innere Empfinden von Sicherheit durch Stärkung des ventralen Vagus zu stabilisieren. Das ventrale Vagussystem (social engagement system) ist entwicklungsgeschichtlich die deutlich modernere Antwort auf schwierige Lebenssituationen. Wir finden dies das erste Mal bei Säugetieren. Ein Schaf in einer Herde reagiert zum Beispiel bei bedrohlichen Situationen, wie zum Beispiel einem heftigen Gewitter damit, sich an andere Schafe anzukuscheln. Die Reaktion besteht hier also nicht mehr in Immobilität und Schockstarre, sondern aktivem Krisenmanagement durch die Suche nach Schutz und Unterstützung bei anderen.
Ich arbeite in meinen Seminaren und auch in der Einzelarbeit viel mit dem Körper. Es geht bei chronischem Stress vor allem darum, den Körper wieder in die Lage zu versetzen, sich selbst zu regulieren und im Körper gehaltene Stressenergie sanft und sicher zu entladen. Darüber hinaus helfe ich Ihnen innere Muster (zum Beispiel Perfektionismus) zu erkennen, die dazu führen, dass wir chronisch unter Stress leiden. Ich bin seit vielen Jahren vor allem im Bereich der öffentlichen Verwaltung und auch in Firmen als Seminarleiter tätig. Die Themen Stressbewältigung und Burnout-Prophylaxe stehen dabei im Mittelpunkt meiner Arbeit.